Die Perchino-Jagd
Ein unverzichtbares Standardwerk für jeden Barsoi-Liebhaber!
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Was könnte besser passen zur Perchino-Jagd als Barsois & Schlösser!!

Hierzu ein Bild von Orpheus auf einem unserer schönen Spaziergänge rund um die Schlösser Harkotten.

Die Legende vom Barsoi

 

Am Ende Welt, das weder Mensch noch Tier bisher gefunden haben, wo sich die Füchse schon meilenweit vorher "Gute Nacht" sagen, da steht das Schloss des Königs der Winde.

Dass der König der Winde vier Söhne hat, ist jedem bekannt. Jeder dieser Söhne hat sein eigenes, ausgeprägtes Wesen. Aber wenn es darauf ankommt, dann halten die Vier zusammen wie Pech und Schwefel. Einmal im Jahr, so zwischen Weihnachten und Neujahr - man sagt auch: in den Tagen zwischen den Jahren - da treffen sich die Söhne im Schloss des Vaters.
In dieser Nacht ist auf der ganzen Erde Windstille.

Dann sitzen sie zusammen und erzählen und prahlen, was sie im vergangenen Jahr so alles geheult, geblasen, gewirbelt, gestürmt und gepfiffen haben. Sie sprechen von eisigen Blizzards, vernichtenden Orkanen, rasenden Tornados, übermütigen Böen, heißen Schirokkos oder leicht verspielten Brisen. Die Ohren würden uns Menschen davon zu sausen beginnen.

Natürlich weiß der Nordwind immer die kältesten Geschichten zu erzählen.
Wohl ist der Ostwind der stürmischste der Vier - ja - der Wildeste, doch an die Schärfe seines Bruders kommt er nicht heran.
Südwind und Westwind hingegen flüstern sich in dieser Nacht Geschichten so sanft und lieblich zu, dass es klingt wie Harfentöne, zarte Melodien, wie Märchengeflüster.
Jeder dieser Windsöhne besitzt ein Rudel herrlicher, schlanker Windhunde.
Diese fliegen mit ihren Herren in alle Himmelsrichtungen. Nur ganz selten kann ein Sonntagskind einen der rasanten, wundervollen Hunde am Himmel, in den Wolken der Stürme dahin eilen sehen.

Die Hunde des Nordwindes sind grau-weiß gefleckt, die des Ostwindes schwarz-weiß gescheckt, die Tiere des Südwindes haben langes, schneeweiß lockiges und dies des Westwindes rotbraunes Fell.
Jeder der vier Königssöhne protzt in jedem Jahr neu damit, meist am Ende der Erzählungen über ihre Taten und Untaten, dass er den schnellsten aller Hunde besitzt.
Darüber geraten sie in jedem Jahr so in Streit, dass sie wie wild auseinander stieben.
Da beschließt der König des Windes - das ist nun schon lange her - dem ein Ende zu bereiten.

Er nimmt sich seine Söhne vor und spricht zu ihnen:
>>Jeder von Euch soll sein lieb Tier einmal um die Erde jagen lassen. So kann ich erkennen, wer von euch fähig ist, mein Nachfolger zu werden und die Macht über alle Winde zu besitzen. Zu stürmisch ist ungesund, ebenso wie zu milde. Mein Nachfolger muß all seine Eigenschaften in wohlüberlegter Manier einsetzen können. Wer seinen Hund wirklich liebt, wer ihn immer gerecht behandelt hat, der wird ihn als Ersten zurückkommen sehen. So sei es!<<

In einer Neujahrsnacht, als das alte Jahr noch nicht geendet und das Neue noch nicht begonnen hatte, jagen die vier besten Tiere hinaus in die Nacht.
Das ist ein Brausen und Heulen, ein Jaulen und Pfeifen!
Allen Menschen die das hören, gerinnt das Blut in den Adern.

Die vier Hunde stoben zugleich auseinander, jeder in seine Himmelsrichtung.
Auf halben Wege - in Russland, wo das Schloß von Väterchen Frost steht - dürfen sie Rast einlegen. Dort treffen sie kurz hintereinander ein. Jedes der intelligenten Tiere weiß aber, wenn es verliert,  es von seinem Herrn streng bestraft werden würde.
Denn keiner der vier so ungebärdigen Söhne will auf den Thron verzichten.
Nach kurzer Überlegung beschließen die Tiere dieser Schmach gemeinsam auszuweichen, da ja drei von ihnen verlieren mussten, indem sie nicht zu ihren Herren zurückkehrten.

Somit erkennt der König der Winde sehr schnell, dass noch keiner seiner Söhne reif genug ist für die Thronfolge. Er weiß, er kann sich auf den Instinkt der Windhunde verlassen.
Auch er hat einmal, vor sehr langer Zeit diese Prüfung bestehen müssen.
Er hat damals gesiegt und die Macht seines Vaters übernommen.

Die Windhunde aber, welche nun auf der Erde bleiben wollen, beschließen einträchtig, ihre Dienste dem großen Zaren anzubieten.  

Ist er nicht auch ein König, ein großer Herrscher?
Sie wollen in Zukunft für ihn die Wölfe in der Taiga jagen, sein Schloß beschützen und an seiner Seite das königliche Bild durch ihre Schönheit ergänzen.

Als der Zar aller Russen diese wundervollen Wesen erblickt, ist er sehr begeistert.
Ihre ausgeglichene, himmlische Erscheinung fasziniert ihn geradezu. Das sind keine Staublecker vor seinen Füßen wie alle anderen, die sich unter seiner Gewalt ducken. Nein, aufrecht majestätisch stehen sie vor ihm. Und so befiehlt er sofort seinem Baumeister in Perechino - nicht weit von Petersburg - wo sein Jagdschloß steht, eine königliche Unterkunft für die Tiere bauen zu lassen. Ein erhabenes Schloß soll es sein.

Ab sofort werden sie russische Windhunde genannt und jeder soll mit dem Tode bestraft werden, der eines dieser Tiere aus dem Schloß entfernt.
Der Zar nennt sie vom ersten Tag an zärtlich: Meine Barsoi.
Und diesen Namen tragen sie heute noch. In Perechino soll nun jedes Tier in dem Teil des Schlosses wohnen, das der ihm zugestammten Himmelsrichtungen entsprach.
So kann der Barsoi des Ostwindes seine leicht geknickten Ohren freudig gegen Osten stellen, der des Westwindes atmet glücklich den Westwind ein, der Barsoi des Nordwindes den scharfen Wind seines Herrn, während dem Südwindhund allmittäglich die liebliche Südwindbrise durchs schneeweiße Fell fährt. In dieser so glücklichen Umgebung werden im Lauf der Jahre Hunderte von Windhunden geboren. Der große Zar kennt alle mit Namen und liebt jeden einzelnen von ihnen.

Wehe dem Menschen, der sich nicht an die Gesetze von Perechino hält! Wer eines dieser Tiere hart anfasst oder gar schlägt, wird sofort nach Sibirien verbannt.
Bis heute treffen sich die Söhne des Windes noch viele Male. Über die Hunde, die sie verlassen haben, wird nie ein Wort verloren.
Denn auch für sie ist es eine Schmach, bei dem Test so schrecklich versagt zu haben.
Denn der Barsoi liebt in seinem Leben nur einen Herrn, und dem ist er treu ergeben.
Er kann seine großartige Seele nur einmal verschenken.

Und so wird der König der Winde seine Söhne noch einige Jahrhunderte um die Erde toben lassen müssen, bis einer von ihnen genug Beherrschung erworben und ausreichend Erfahrung gesammelt hat.

Den Windhunden, die auf Erden bleiben, um einen anderen König zu dienen und so ihr Gesicht nicht verlieren, nimmt der greise König nur die Kraft, sich in die Lüfte erheben zu können, wie sie es zuvor mit seinen Söhnen getan haben.
Trotzdem werden sie auf Erden immer die schnellsten und schönsten Wesen bleiben, die Zeugen von der Kraft und dem Gerechtigkeitssinn des Königs der Winde.

 

(Verfasser unbekannt)